Klinische FragestellungWAGR-/WAGRO-Syndrom, Differentialdiagnose
Zusammenfassung
Ein umfassendes Panel mit insgesamt 3 "core candidate"-Genen bzw. insgesamt 8 kuratierten Genen zur detaillierten Differentialdiagnose bei klinischem Verdacht auf WAGR-/WAGRO-Syndrom
Locus-Typ | Anzahl |
---|---|
Gen | 4 |
11,7 kb (Erweitertes Panel: inkl. additional genes)
- EDTA-Blut (3-5 ml)
NGS +
[Sanger]
Loci
Infos zur Erkrankung
Das WAGR-Syndrom ist eine seltene genetische Störung, die durch die Kombination von vollständiger oder partieller kongenitaler Aniridie (und damit verbundenen Augenanomalien), urogenitalen Anomalien (von sexueller Ambiguität bis hin zu ektopischen Hoden), unterschiedlich starker Intelligenzminderung und einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Wilms-Tumoren gekennzeichnet ist. Eine Minderheit der Patienten entwickelt Nierenversagen. Weitere mögliche Befunde sind Adipositas und doppelte Großzehen.
Die Krankheit geht mit einer Vielzahl klinischer Manifestationen einher; die meisten betroffenen Patienten weisen ≥ zwei klinische Merkmale auf. Die Krankheit manifestiert sich bei der Geburt, kann aber auch erst in einem späteren Lebensalter diagnostiziert werden, da die klinischen Merkmale bei vielen Patienten schwer zu erkennen sind oder fehlen. Eine kongenitale Aniridie unterschiedlichen Schweregrades ist fast immer bei der Geburt vorhanden und geht häufig mit anderen Augenanomalien wie Katarakt, Glaukom, Limbusinsuffizienz, Sehnervenhypoplasie und Hornhauttrübung/Vaskularisierung einher, die zu Sehstörungen führen. Bei einigen Patienten besteht das Risiko der Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz, insbesondere wenn bei ihnen ein Wilms-Tumor diagnostiziert wird (45-60 % der Patienten). Bilaterale synchrone Nierentumoren sind am häufigsten (4-7 % aller Wilms-Tumoren) und treten in der Regel in einem jüngeren Alter auf als einseitige Tumoren (< 5 Jahre). Weitere Manifestationen sind urogenitale oder neurologische Anomalien sowie unterschiedliche Grade von Intelligenzminderung oder Verhaltensstörungen. Ein Großteil der betroffenen Patienten entwickelt eine Adipositas. Das WAGR-Syndrom mit Adipositas im Kindesalter wird als WAGRO-Syndrom bezeichnet. Das WAGR-Syndrom ist ein Contiguous-Gene-Deletionssyndrom, das eine interstitielle de novo 11p13-Mikrodeletion variabler Größe (von 1 Million bis 26,5 Millionen Basenpaaren) umfasst, was die Variabilität der klinischen Symptome erklärt. Zu den betroffenen Genen gehören PAX6 und WT1. Die BDNF-Deletion kann eingeschlossen werden und ist mit dem WAGRO-Phänotyp verbunden.
Literatur: Orphanet, https://www.orpha.net/de/disease/detail/893
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- WAGRO syndrome: WAGR syndrome + Obesity; (WT1, PAX6 + BDNF deletion in addition)
- Microscopic/submicroscopic chromosomal deletion 11p13 (WT1 + PAX6)
- Alias: WAGR syndrome - 11p13 deletion syndrome
- Alias: WAGR syndrome: Wilms tumor, Aniridia, Genitourinary anomalies, mental Retardation
- Alias: WAGRO syndrome - 11p13-p12 deletion syndrome
- Alias: Wilms tumor-Aniridia-Genitourinary anomalies-Retardation/intellectual disability syndrome
- Allelic: Anterior segment dysgenesis 5, multiple subtypes (PAX6)
- Allelic: Cataract 11, multiple types (PITX3)
- Allelic: Cataract 11, syndromic, AR (PITX3)
- Allelic: Denys-Drash syndrome (WT1)
- Allelic: Ring dermoid of cornea (PITX2)
- Allelic: Skin/hair/eye pigmentation 5, black/nonblack hair (SLC45A2)
- Allelic: Skin/hair/eye pigmentation 5, dark/fair skin (SLC45A2)
- Allelic: Skin/hair/eye pigmentation 5, dark/light eyes (SLC45A2)
- Allelic: Spinocerebellar ataxia 15 (ITPR1)
- Allelic: Spinocerebellar ataxia 29, congenital nonprogressive (ITPR1)
- Albinism, oculocutaneous, type IV (SLC45A2)
- Aniridia (PAX6)
- Anterior segment dysgenesis 1, multiple subtypes (PITX3)
- Anterior segment dysgenesis 3, multiple subtypes (FOXC1)
- Anterior segment dysgenesis 4 (PITX2)
- Axenfeld-Rieger syndrome, type 1 (PITX2)
- Axenfeld-Rieger syndrome, type 3 (FOXC1)
- Gillespie syndrome: aniridia, cerebellar ataxia, mental retardation (ITPR1)
- PAX6-related aniridia (PAX6)
- Wilms tumor, type 1 (WT1)
- AD
- AR
- Multiple OMIM-Ps
Bioinformatik und klinische Interpretation
Test-Stärken
- DAkkS-akkreditiertes Labor
- EU-Richtlinie für IVD in Umsetzung
- Qualitäts-kontrolliert arbeitendes Personal
- Leistungsstarke Sequenzierungstechnologien, fortschrittliche Target-Anreicherungsmethoden und Präzisions-Bioinformatik-Pipelines sorgen für überragende analytische Leistung
- Sorgfältige Kuratierung klinisch relevanter und wissenschaftlich begründeter Gen-Panels
- eine Vielzahl nicht Protein-kodierender Varianten, die in unseren klinischen NGS-Tests mit erfasst werden
- unser strenges Variantenklassifizierungsschema nach ACMG-Kriterien
- unser systematischer klinischer Interpretations-Workflow mit proprietärer Software ermöglicht die genaue und nachvollziehbare Verarbeitung von NGS-Daten
- unsere umfassenden klinischen Aussagen
Testeinschränkungen
- Gene mit eingeschränkter Abdeckung werden gekennzeichnet
- Gene mit kompletten oder partiellen Duplikationen werden gekennzeichnet
- es wird angenommen, dass ein Gen suboptimal abgedeckt ist, wenn >90% der Nukleotide des Gens bei einem Mapping-Qualitätsfaktor von >20 (MQ>20) nicht abgedeckt sind
- die Sensitivität der Diagnostik zur Erkennung von Varianten mit genannten Testeinschränkungen ist möglicherweise begrenzt bei:
- Gen-Konversionen
- komplexe Inversionen
- Balancierte Translokationen
- Mitochondriale Varianten
- Repeat-Expansionen, sofern nicht anders dokumentiert
- nicht kodierende Varianten, die Krankheiten verursachen, die von diesem Panel nicht mit abgedeckt werden
- niedriger Mosaik-Status
- Repeat-Blöcke von Mononukleotiden
- Indels >50bp (Insertionen-Deletionen)
- Deletionen oder Duplikationen einzelner Exons
- Varianten innerhalb von Pseudogenen
- die analytische Sensitivität kann geringer ausfallen werden, wenn die DNA nicht von amedes genetics extrahiert wurde
Laboranforderung
Die in grün gezeigten Gene sind kuratiert und werden als Gen-Panel untersucht. Eine Erweiterung des Panels (blau gezeigte Gene, jeweils ebenfalls kuratiert) kann auf Anfrage erfolgen. Sofern unter "Erweitertes Panel" ein Minuszeichen angezeigt wird, sind nur Core-/Basis-Gene verfügbar.
Für die Anforderung einer genetischen Untersuchung senden Sie uns bitte die Krankheits-ID auf einem Überweisungsschein. Bitte die Material-Angabe beachten.
Für privat versicherte Patienten empfehlen wir einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenversicherung.
Die Untersuchung wird auch für Selbstzahler angeboten.