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Klinische FragestellungThalassämia alpha + Thalassämia beta

Zusammenfassung

Kurzinformation

Drei Leitlinien-kuratierte Einzelgen-Sequenzanalysen bei klinischem Verdacht auf Thalassämia alpha und/oder Thalassämia beta

ID
TP0140
Anzahl Gene
3 Akkreditierte Untersuchung
Untersuchte Sequenzlänge
1,4 kb (Core-/Core-canditate-Gene)
- (Erweitertes Panel: inkl. additional genes)
Analyse-Dauer
auf Anfrage
Material
  • EDTA-Blut (3-5 ml)
Diagnostische Hinweise

NGS +

Sanger

 

Genpanel

Ausgewählte Gene

NameExon-Länge (bp)OMIM-GReferenz-Seq.Erbgang
HBA1429NM_000558.5AD, AR
HBA2429NM_000517.6AD, AR
HBB444NM_000518.5AD, AR

Infos zur Erkrankung

Klinischer Kommentar

Thalassämie-Syndrome beruhen auf gestörter Globinketten-Synthese. Ursachen der alpha-Thalasämien sind meistens Deletionen eines oder mehrerer der vier alpha-Globingene. Der Schweregrad der klinischen Bilder der verschiedenen alpha-Thalassämie-Subtypen korreliert mit der Anzahl der betroffenen HBA-Gene. Zwei alpha-Thalassämien verursachen schwere Gesundheitsprobleme, besonders das Hb-Bart’s-Hydrops fetalis-Syndrom (‒ ‒/‒ ‒; Hb-Bart-Syndrom, alpha-Thalassämia major) und weniger dramatisch die HbH-Krankheit (‒ ‒/‒ alpha). Klinisch inapparent ist die Minima-Form, die alpha-Thalassämia minor wird laborchemisch nachgewiesen. Die HbH-Krankheit bewirkt bereits im Neugeborenen-Alter deutliche Normabweichungen des Blutbilds, beim Erwachsenen besteht hämolytische Anämie. Das Hb-Bart-Syndrom weist schwere Anämie, Hepatosplenomegalie sowie Herz- und urogenitale Fehlbildungen auf. Die Vererbung ist bei vier betroffenen Lozi komplex, die Expressivität variabel. Sofern HBA-Deletionen und -Sequenzabweichungen ausgeschlossen sind, werden sehr selten Deletionen der MCS-R2 Region vor dem HBA-Gencluster nachgewiesen. Somit kann die klinische Verdachtsdiagnose durch einen unauffälligen Befund praktisch immer ausgeschlossen werden.

Die Einteilung der beta-Thalassämien erfolgt nach klinischen Gesichtspunkten in beta-Thalassämia minor (heterozygot), beta-Thalassämia major (homozygot, gemischt-heterozygot) und beta-Thalassämia intermedia (meist mit zusätzlichen abmildernden genetischen Einflussfaktoren). Ursache der beta-Thalassämie sind stets Mutationen des HBB-Gens, die praktisch immer nachgewiesen werden können.Veränderungen der Aminosäuren-Abfolge im Beta-Globin-Protein verursachen auch praktisch immer unterschiedliches Laufverhalten in der Hämoglobin-Elektrophorese. Bei Schwangeren mit Eisenmangel-Anämie und gleichzeitigem Verdacht auf Thalassämie ist die HBB-Gen-Sequenzanalyse durchzuführen.

Referenzen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1435/

https://register.awmf.org/assets/guidelines/025-017l_S1_Thalassaemien_2023-02_1.pdf

-α3.7/-α3.7 Thalassämie

α-Thalassämien stellen die häufigsten genetischen Hämoglobinanomalien dar, insbesondere in (sub-)tropischen Regionen. Sie werden durch verminderte oder fehlende Produktion von α-Globinketten verursacht. α-Thalassämien sind auf klinischer und molekularer Ebene recht heterogen. Es werden insgesamt vier klinische Zustände mit erhöhtem Schweregrad unterschieden: der symptomlose Zustand des heterozygoten Mutationsträgers, die α-Thalassämie minor-Form, die intermediäre Form der Hämoglobin-H-Krankheit und das letale Hb-Bart-Hydrops-fetalis-Syndrom. α-Thalassämien werden häufig durch Deletionen verursacht, die ein oder beide α-Globin-Gene betreffen. Die häufigsten Deletionen betreffen ein einzelnes α-Globin-Gen und führen zu milden α-Thalassämie-Phänotypen (- α/α α). Die reziproke Rekombination zwischen hochgradig homologen Regionen führt z.B. zu einem Chromosom mit einer 3,7-kb-Deletion, die nur ein α-Gen enthält (-α3.7). Zwei -α3.7-Gendeletionen in trans (-α3.7/-α3.7) werden weitgehend durch erhöhte α-Globin-Produktion der verbleibenden HBA1-Allele kompensiert. Daher bleibt die entsprechende Symptomatik zumeist recht mild – sofern sich überhaupt klinische Anzeichen ergeben sollten. Formal ist die Vererbung der Thalassämien als autosomal rezessiv zu bezeichnen. Allerdings kann das Erbmuster komplexer erscheinen, da mehrere Gene die Hämoglobin-Produktion beeinflussen. Die -α3.7-Deletion gehört zu den häufigsten α-α-Thalassämie-Veränderungen und sollte in praktisch allen Fällen durch Hb-Elektrophorese und geeignete molekulargenetische Methoden nachgewiesen werden.

Referenz: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1435/

 

Synonyme
  • Alias: Alpha Thalasämie
  • Alias: Alpha-thalassemia intermedia
  • Alias: Beta Thalassämie
  • Alias: Beta-thalassemia
  • Allelic: Delta-beta thalassemia (HBB)
  • Allelic: Erythrocytosis 6 (HBB)
  • Allelic: Erythrocytosis 7 (HBA1, HBA2)
  • Allelic: Heinz body anemia (HBA1, HBA2)
  • Allelic: Heinz body anemia (HBB)
  • Allelic: Hemoglobin H disease, deletional + nondeletional, HbH disease (HBA1, HBA2)
  • Allelic: Hereditary persistence of fetal hemoglobin (HBB)
  • Allelic: Malaria, resistance to (HBB)
  • Allelic: Methemoglobinemia, alpha type (HBA1)
  • Allelic: Methemoglobinemia, beta type (HBB)
  • Allelic: Sickle cell anemia (HBB)
  • Allelic: Thalassemia, alpha (HBA1, HBA2)
  • Allelic: Thalassemia-beta, AD inclusion-body (HBB)
  • Thalassemia, alpha- (HBA1)
  • Thalassemia, alpha- (HBA2)
  • Thalassemia, beta (HBB)
Erbgänge, Vererbungsmuster etc.
  • AD
  • AR
OMIM-Ps
  • Multiple OMIM-Ps
ICD10 Code

Bioinformatik und klinische Interpretation

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