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Klinische FragestellungNierenagenesie/Nieren[a]dysplasie, Differentialdiagnose

Zusammenfassung

Kurzinformation

Umfassendes differentialdiagnostisches panel für Nierenagenesie/ Nieren(a)dysplasie mit 7 Leitlinien-kuratierten "core"-Genen bzw. zusammen genommen 26 kuratierten Genen gemäß klinischer Verdachtsdiagnose

ID
NP0810
Anzahl Loci
Locus-TypAnzahl
Gen 18
Akkreditierte Untersuchung
Untersuchte Sequenzlänge
17,2 kb (Core-/Core-canditate-Gene)
35,0 kb (Erweitertes Panel: inkl. additional genes)
Analyse-Dauer
auf Anfrage
Untersuchungsmaterial
  • EDTA-Blut (3-5 ml)
Diagnostische Hinweise

NGS +

[Sanger]

 

Loci

Gen

NameExon-Länge (bp)OMIM-GReferenz-Seq.Erbgang
DSTYK2790NM_015375.3AD
EYA11779NM_000503.6AD
GATA31335NM_001002295.2AD
HNF1B1674NM_000458.4AD
ITGA83192NM_003638.3AD
PAX21254NM_003987.5AD
RET3345NM_020975.6AD, AR
TBX181824NM_001080508.3AD
ANOS12043NM_000216.4XLR
BICC12925NM_001080512.3AD
BMP41227NM_001202.6AD
DHCR71428NM_001360.3AR
FGF20636NM_019851.3AR
NEK82079NM_178170.3AR
NRIP13477NM_003489.4AD
SIX1855NM_005982.4AD
SIX52220NM_175875.5AD
UPK3A864NM_006953.4AD

Infos zur Erkrankung

Klinischer Kommentar

Eine Nierenagenesie kann unilateral oder bilateral auftreten. Die meisten Patienten mit einseitiger Nierenagenesie sind im frühen Kindesalter asymptomatisch, sofern die andere Niere voll funktionsfähig ist. In diesem Fall wird die Erkrankung häufig erst später im Leben als Zufallsbefund festgestellt. Langfristig können sich jedoch Bluthochdruck, Proteinurie und Nierenversagen entwickeln (in 20–50 % der Fälle bis zum 30. Lebensjahr). Einseitige Nierenagenesie tritt gelegentlich in Verbindung mit weiteren Fehlbildungen des Urogenitaltrakts auf derselben Seite auf (z. B. Hypoplasie der Samenbläschen und Aplasie des Vas deferens), sowie mit Herzfehlern (wie Vorhof- oder Ventrikelseptumdefekten) und/oder gastrointestinalen Fehlbildungen (wie Analatresie). Beidseitige Nierenagenesie ist durch das vollständige Ausbleiben der Nierenentwicklung, fehlende Ureteren und die daraus resultierende fehlende fetale Nierenfunktion gekennzeichnet. Dies führt zu einer Potter-Sequenz mit Lungenhypoplasie aufgrund von Oligohydramnion, die unbehandelt kurz nach der Geburt zum Tod führt. Bei familiärer Häufung wird einseitige Nierenagenesie typischerweise autosomal-dominant mit unvollständiger Penetranz vererbt. Beidseitige Nierenagenesie wird autosomal-rezessiv vererbt. - Bei der Nierendysplasie ist/sind die Niere(n) zwar vorhanden, ihre Entwicklung ist jedoch abnormal. Die Nierendysplasie kann ein- oder beidseitig, segmental und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie verläuft in der Regel asymptomatisch, jedoch kann ein auffälliges sonografisches Bild der Niere im Rahmen der pränatalen Routine-Ultraschalluntersuchung, bei Harnwegsinfektionen (bei Kindern) oder bei Nierenerkrankungen (bei Kindern und Erwachsenen) festgestellt werden. Der Schweregrad der Dysplasie ist variabel, wobei die Nierenaplasie das Extrem darstellt. Bei einseitiger Nierenaplasie sind die Folgen vergleichbar mit einer einzelnen funktionierenden Niere, was potenziell zu Bluthochdruck und Proteinurie und im Erwachsenenalter zu Nierenversagen führen kann. Bei beidseitiger Nierendysplasie können chronische Nierenerkrankungen und Nierenversagen bereits im Kindesalter auftreten. Eine beidseitige Nierendysplasie kann die Nierenfunktion so stark einschränken, dass es während der Schwangerschaft zu Oligohydramnion kommt, was mit der Potter-Sequenz assoziiert ist. In solchen Fällen kann das Neugeborene kurz nach der Geburt an Atemversagen versterben; bei Kindern mit Restnierenfunktion können Komplikationen einer chronischen Nierenerkrankung auftreten: Gedeihstörung, Wachstumsverzögerung, Anämie, Hypertonie, Proteinurie und Nierenversagen. Die Nierendysplasie kann isoliert oder als Bestandteil zahlreicher seltener Syndrome auftreten, entweder sekundär aufgrund einer pränatalen Harnabflussstörung oder aufgrund einer primären Fehlentwicklung des nephrogenen Gewebes. Unvollständige Penetranz und variable Expressivität sind bei CAKUT (angeborenen Anomalien der Nieren und ableitenden Harnwege) sehr häufig; daher können Gene, die an Multiorgan-Syndromen beteiligt sind, möglicherweise zu einem isolierten renalen Phänotyp (Dysplasie/Hypoplasie/Agenesie) führen.

Literatur: https://www.orpha.net/en/disease/detail/411709;https://www.orpha.net/en/disease/detail/93108

 

Synonyme
  • Alias: Extreme form of CAKUT
  • Alias: Renal agenesis, kidney hypoplasia
  • Allelic: Anterior segment anomalies with/-out cataract (EYA1)
  • Allelic: Bone marrow failure [panelapp] (EXOC3L2)
  • Allelic: Branchiootic syndrome 1 (EYA1)
  • Allelic: Central hypoventilation syndrome, congenital (RET)
  • Allelic: Dandy-Walker malformation [panelapp] (EXOC3L2)
  • Allelic: Deafness, AD 23 (SIX1)
  • Allelic: Deafness, AD 80 (GREB1L)
  • Allelic: Diabetes mellitus, noninsulin-dependent (HNF1B)
  • Allelic: Glomerulosclerosis, focal segmental, 7 (PAX2)
  • Allelic: Hirschsprung disease, protection against + susceptibility to, 1 (RET)
  • Allelic: Manitoba oculotrichoanal syndrome (FREM1)
  • Allelic: Medullary thyroid carcinoma (RET)
  • Allelic: Microphthalmia, syndromic 6 (BMP4)
  • Allelic: Multiple endocrine neoplasia IIa + IIB (RET)
  • Allelic: Nephronophthisis 9 (NEK8)
  • Allelic: Orofacial cleft 11 (BMP4)
  • Allelic: Otofaciocervical syndrome (EYA1)
  • Allelic: Pheochromocytoma (RET)
  • Allelic: Renal cell carcinoma (HNF1B)
  • Allelic: Spastic paraplegia 23 (DSTYK)
  • Allelic: Trigonocephaly 2 (FREM1)
  • Beaulieu-Boycott-Innes/microceph., MR, distinct face, cardiac + genitourinary malfrom. s. (THOC6)
  • Bifid nose with/-out anorectal + renal anomalies (FREM1)
  • Branchiootic syndrome 3 (SIX1)
  • Branchiootorenal syndrome 1, with/-out cataracts (EYA1)
  • Branchiootorenal syndrome 2 (SIX5)
  • Congenital anomalies kidney + urinary tract syndr. +/- hear loss, abnormal ears, devel. delay (PBX1)
  • Congenital anomalies of kidney + urinary tract 1 (DSTYK)
  • Congenital anomalies of kidney + urinary tract 2 (TBX18)
  • Congenital anomalies of kidney + urinary tract 3 (NRIP)
  • Hypogonadotropic hypogonadism 1 with/-out anosmia, Kallmann syndrome 1 (ANOS1)
  • Hypoparathyroidism, sensorineural deafness + renal dysplasia (GATA3)
  • Microcephaly, facial dysmorphism, renal agenesis, ambiguous genitalia syndrome (CTU2)
  • Multinucleated neurons, anhydramnios, renal dysplasia, cereb, hypoplasia, hydranencephaly (CEP55)
  • Papillorenal syndrome (PAX2)
  • Renal cysts + diabetes syndrome (HNF1B)
  • Renal dysplasia + Stickler syndrome (BMP4)
  • Renal dysplasia [panelapp] (EXOC3L2)
  • Renal dysplasia, cystic, susceptibility to (BICC1)
  • Renal hypodysplasia/aplasia 1 (ITGA8)
  • Renal hypodysplasia/aplasia 2 (FGF20)
  • Renal hypodysplasia/aplasia 3 (GREB1L)
  • Renal-hepatic-pancreatic dysplasia 2 (NEK8)
  • Smith-Lemli-Opitz syndrome (DHCR7)
  • Townes-Brocks branchiootorenal-like syndrome (SALL1)
  • Townes-Brocks syndrome 1, Renal-Ear-Aanal-Radial [REAR] syndrome (SALL1)
Erbgänge, Vererbungsmuster etc.
  • AD
  • AR
  • XLR
OMIM-Ps
  • Multiple OMIM-Ps
ICD10 Code

Bioinformatik und klinische Interpretation

Test-Stärken

  • DAkkS-akkreditiertes Labor
  • EU-Richtlinie für IVD in Umsetzung
  • Qualitäts-kontrolliert arbeitendes Personal
  • Leistungsstarke Sequenzierungstechnologien, fortschrittliche Target-Anreicherungsmethoden und Präzisions-Bioinformatik-Pipelines sorgen für überragende analytische Leistung
  • Sorgfältige Kuratierung klinisch relevanter und wissenschaftlich begründeter Gen-Panels
  • eine Vielzahl nicht Protein-kodierender Varianten, die in unseren klinischen NGS-Tests mit erfasst werden
  • unser strenges Variantenklassifizierungsschema nach ACMG-Kriterien
  • unser systematischer klinischer Interpretations-Workflow mit proprietärer Software ermöglicht die genaue und nachvollziehbare Verarbeitung von NGS-Daten
  • unsere umfassenden klinischen Aussagen

Testeinschränkungen

  • Gene mit eingeschränkter Abdeckung werden gekennzeichnet
  • Gene mit kompletten oder partiellen Duplikationen werden gekennzeichnet
  • es wird angenommen, dass ein Gen suboptimal abgedeckt ist, wenn >90% der Nukleotide des Gens bei einem Mapping-Qualitätsfaktor von >20 (MQ>20) nicht abgedeckt sind
  • die Sensitivität der Diagnostik zur Erkennung von Varianten mit genannten Testeinschränkungen ist möglicherweise begrenzt bei:
  • Gen-Konversionen
  • komplexe Inversionen
  • Balancierte Translokationen
  • Mitochondriale Varianten
  • Repeat-Expansionen, sofern nicht anders dokumentiert
  • nicht kodierende Varianten, die Krankheiten verursachen, die von diesem Panel nicht mit abgedeckt werden
  • niedriger Mosaik-Status
  • Repeat-Blöcke von Mononukleotiden
  • Indels >50bp (Insertionen-Deletionen)
  • Deletionen oder Duplikationen einzelner Exons
  • Varianten innerhalb von Pseudogenen
  • die analytische Sensitivität kann geringer ausfallen werden, wenn die DNA nicht von amedes genetics extrahiert wurde

Laboranforderung

  • Die in grün gezeigten Gene sind kuratiert und werden als Gen-Panel untersucht. Eine Erweiterung des Panels (blau gezeigte Gene, jeweils ebenfalls kuratiert) kann auf Anfrage erfolgen. Sofern unter "Erweitertes Panel" ein Minuszeichen angezeigt wird, sind nur Core-/Basis-Gene verfügbar.

  • Für die Anforderung einer genetischen Untersuchung senden Sie uns bitte die Krankheits-ID auf einem Überweisungsschein. Bitte die Material-Angabe beachten.

  • Für privat versicherte Patienten empfehlen wir einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenversicherung.

  • Die Untersuchung wird auch für Selbstzahler angeboten.