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Klinische FragestellungMukopolysaccharidosen, Differentialdiagnose I

Zusammenfassung

Kurzinformation

Umfassendes differentialdiagnostisches panel für Mukopolysaccharidosen mit 10 "core"-Genen, 2 "core candidate"-Genen und insgesamt 14 kuratierten Genen gemäß klinischer Verdachtsdiagnose

ID
MP0400
Anzahl Gene
12 Akkreditierte Untersuchung
Untersuchte Sequenzlänge
23,2 kb (Core-/Core-canditate-Gene)
- (Erweitertes Panel: inkl. additional genes)
Analyse-Dauer
auf Anfrage
Material
  • EDTA-Blut (3-5 ml)
Diagnostische Hinweise

NGS +

 

Genpanel

Ausgewählte Gene

NameExon-Länge (bp)OMIM-GReferenz-Seq.Erbgang
ARSB1602NM_000046.5AR
GALNS1569NM_000512.5AR
GLB12034NM_000404.4AR
GNPTAB3771NM_024312.5AR
GNS1659NM_002076.4AR
GUSB1956NM_000181.4AR
HGSNAT1908NM_152419.3AR
HYAL11308NM_153281.2AR
IDS1653NM_000202.8XLR
IDUA1962NM_000203.5AR
NAGLU2232NM_000263.4AR
SGSH1509NM_000199.5AR

Infos zur Erkrankung

Klinischer Kommentar

Mukopolysaccharidosen (MPS) sind eine Gruppe von erblichen lysosomalen Speicherkrankheiten. Bei MPS-Patienten führen Mängel/Fehlfunktionen bestimmter lysosomaler Enzyme zur Anhäufung von Mucopolysacchariden/ Glykosaminoglykanen in vielen Zelltypen und Geweben. Menschen mit MPS weisen viele ähnliche Symptome auf, wie z.B. die Beteiligung mehrerer Organe, "grobe" Gesichtszüge und Anomalien des Skeletts, insbesondere Gelenkprobleme. Weitere Befunde sind Kleinwuchs, Herz- und Atemunregelmäßigkeiten, Hepatosplenomegalie und/oder neurologische Anomalien. Der Schweregrad der verschiedenen MPS variiert stark zwischen den betroffenen Personen, sogar zwischen denen mit demselben MPS-Typ und sogar innerhalb derselben Familie. In den meisten MPS-Fällen erscheinen die betroffenen Neugeborenen normal, die Symptome werden im Alter von 1 bis 2 Jahren sichtbar. Bei MPS VII wird fast die Hälfte der Schwangerschaften durch einen none-immune Hydrops fetalis kompliziert. Zu den ersten Symptomen können häufige Infektionen, Wachstumsverzögerungen oder leichte Entwicklungsverzögerungen gehören. Milde Formen dieser Störungen können sich erst im Kindes- oder Jugendalter bemerkbar machen. Meistens sind MPS fortschreitende Erkrankungen. Je nach Art und Schweregrad kann es bei den Betroffenen zur Verschlechterung der körperlichen und geistigen Funktionen kommen.

Das Hurler-Syndrom (MPS 1-H) ist die schwerste Form und durch einen Mangel des Enzyms Alpha-L-Iduronidase hervorgerufen. Die Symptome zeigen sich im Alter von 6-24 Monaten mit Entwicklungsverzögerungen und wiederkehrenden Infektionen. Weitere Probleme können Hornhaut-Trübungen, große Zunge, schwere Skoliose und Gelenksteifigkeit sein. Die geistige Entwicklung wird im Alter von ca. 2 Jahren rückläufig. Das Scheie-Syndrom (MPS 1-S) ist die mildeste Form von MPS, sie wird durch Alpha-L-Iduronidase-Defizienz verursacht und weist normale Intelligenz, Körpergröße und Lebenserwartung auf. Die Symptome beginnen mit steifen Gelenken, Karpaltunnelsyndrom, Aorten-Regurgitation und Hornhauttrübung im Alter von etwa 5 Jahren. Das Hurler-Scheie-Syndrom (MPS-IH/S) ist extrem selten und eine weniger schwere Form des Hurler-Syndroms, aber eine schwerere Form als das Scheie-Syndrom. Die Betroffenen können im Alter von 3-6 Jahren grobe Gesichtszüge, Gelenksteifigkeit, Kleinwuchs, Hornhauttrübungen, Hepatosplenomegalie sowie Skelett- und Herzanomalien mit normaler Intelligenz oder leichter bis mittelschwerer geistiger Behinderung entwickeln. Das Hunter-Syndrom (MPS II) zeigt sich in der Regel im Alter von 2-4 Jahren mit Wachstumsverzögerung, Gelenksteifigkeit und Vergröberung der Gesichtszüge. Betroffene Kinder können Makrozephalie, einen kurzen Hals und breiten Brustkorb, verzögerten Zahndurchbruch, Schwerhörigkeit und Hepatosplenomegalie aufweisen. Bei der leichten Form (MPS IIB) kann die Intelligenz normal oder nur geringfügig beeinträchtigt sein, bei der schwereren Form (MPS IIA) zeigt sich in der späten Kindheit eine tiefgreifende geistige Behinderung. Beim Sanfilippo-Syndrom (MPS III) gibt es 4 Subtypen, die sich durch unterschiedliche Enzymmängel unterscheiden. Zu den ersten Symptomen des Sanfilippo-Syndroms gehören Hyperaktivität, Schlafstörungen und verzögertes Erreichen der Entwicklungs-Meilensteine. Alle Formen sind durch geistige Behinderung, fortschreitenden Verlust früher erworbener Fähigkeiten und Hörverlust, Krampfanfälle, unsicheren Gang und aggressives Verhalten gekennzeichnet. Das Morquio-Syndrom (MPS IV) tritt in zwei Formen auf, die auf den Mangel an den Enzymen N-Acetyl-Galactosamin-6-Sulfatase bzw. Beta-Galactosidase zurückzuführen sind. Die Defizite führen zur gestörten Skelettentwicklung sowie zusätzlichen Symptomen, in der Regel bei normaler Intelligenz. Die Merkmale von MPS IV-B sind in der Regel weniger und milder als die von MPS IV-A. Zu den Hauptsymptomen gehören unter anderem Wachstumsverzögerung, ein vorstehendes Untergesicht, ein abnorm kurzer Hals, Genu valgum, Kyphoskoliose, abnorme Epiphysen und/oder ein vorstehender Pectus carinatum. Das Maroteaux-Lamy-Syndrom (MPS VI) ist durch einen Mangel an N-Acetylgalactosamin-4-Sulfatase gekennzeichnet, der bei den Betroffenen stark variiert. Zu den Symptomen gehören grobe Gesichtszüge, Nabelbruch, Pectus carinatum, Gelenkkontrakturen, Hornhauttrübungen und Heptasplenomegalie. Skelettfehlbildungen und Herzerkrankungen können auftreten, die Intelligenz ist normalerweise normal. Das Sly-Syndrom (MPS VII) ist durch einen Beta-Glucuronidase-Mangel gekennzeichnet, die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Die Betroffenen können eine normale Intelligenz oder eine leichte bis schwere geistige Behinderung haben, Skelettanomalien treten häufig auf, ebenso wie Hernien, Hornhauttrübungen, Hydrocephalus, Kleinwuchs, Herzerkrankungen und manchmal grobe Gesichtszüge. Hyaluronidase-Mangel (MPS IX) ist eine extrem seltene Form von MPS. Zu den Symptomen gehören leichter Kleinwuchs, Zysten, häufige Ohrinfektionen, Gaumenspalten und die Entwicklung von Weichteilmassen. Mit Ausnahme des Hunter-Syndroms (X-chromosomal) werden alle MPS autosomal rezessiv vererbt. Die diagnostische Ausbeute ist gering (<1-25 %), selbst bei Verwendung sehr umfassender Genpanels.

Referenzen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1162/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1274/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK546574/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK148668/

https://www.ncbi.nlm. nih.gov/books/NBK164500/

 

Synonyme
  • DD: Mucopolysaccharidoses type I-IX
  • Allelic: Charcot-Marie-Tooth disease, axonal, type 2V (NAGLU)
  • Allelic: Retinitis pigmentosa 73 (HGSNAT)
  • GM1-gangliosidosis type I-III (GLB1)
  • Mucopolysaccharidosis type II, Hunter syndrome (IDS)
  • Mucopolysaccharidosis type IIIA, Sanfilippo A (SGSH)
  • Mucopolysaccharidosis type IIIB, Sanfilippo B (NAGLU)
  • Mucopolysaccharidosis type IIIC, Sanfilippo C (HGSNAT)
  • Mucopolysaccharidosis type IIID, Sanfilippo syndrome D (GNS)
  • Mucopolysaccharidosis type IVA (GALNS)
  • Mucopolysaccharidosis type IVB, Morquio (GLB1)
  • Mucopolysaccharidosis type IX (HYAL1)
  • Mucopolysaccharidosis type Ih/s, Hurler-Scheie syndrome+ Is, Scheie syndrome (IDUA)
  • Mucopolysaccharidosis type VI, Maroteaux-Lamy (ARSB)
  • Mucopolysaccharidosis type VII, Sly syndrome (GUSB)
  • Mucopolysaccharidosis type X (ARSK)
  • Mucopolysaccharidosis-plus syndrome (VPS33A)
Erbgänge, Vererbungsmuster etc.
  • AR
  • XLR
OMIM-Ps
  • Multiple OMIM-Ps
ICD10 Code

Bioinformatik und klinische Interpretation

Test-Stärken

  • DAkkS-akkreditiertes Labor
  • EU-Richtlinie für IVD in Umsetzung
  • Qualitäts-kontrolliert arbeitendes Personal
  • Leistungsstarke Sequenzierungstechnologien, fortschrittliche Target-Anreicherungsmethoden und Präzisions-Bioinformatik-Pipelines sorgen für überragende analytische Leistung
  • Sorgfältige Kuratierung klinisch relevanter und wissenschaftlich begründeter Gen-Panels
  • eine Vielzahl nicht Protein-kodierender Varianten, die in unseren klinischen NGS-Tests mit erfasst werden
  • unser strenges Variantenklassifizierungsschema nach ACMG-Kriterien
  • unser systematischer klinischer Interpretations-Workflow mit proprietärer Software ermöglicht die genaue und nachvollziehbare Verarbeitung von NGS-Daten
  • unsere umfassenden klinischen Aussagen

Testeinschränkungen

  • Gene mit eingeschränkter Abdeckung werden gekennzeichnet
  • Gene mit kompletten oder partiellen Duplikationen werden gekennzeichnet
  • es wird angenommen, dass ein Gen suboptimal abgedeckt ist, wenn >90% der Nukleotide des Gens bei einem Mapping-Qualitätsfaktor von >20 (MQ>20) nicht abgedeckt sind
  • die Sensitivität der Diagnostik zur Erkennung von Varianten mit genannten Testeinschränkungen ist möglicherweise begrenzt bei:
  • Gen-Konversionen
  • komplexe Inversionen
  • Balancierte Translokationen
  • Mitochondriale Varianten
  • Repeat-Expansionen, sofern nicht anders dokumentiert
  • nicht kodierende Varianten, die Krankheiten verursachen, die von diesem Panel nicht mit abgedeckt werden
  • niedriger Mosaik-Status
  • Repeat-Blöcke von Mononukleotiden
  • Indels >50bp (Insertionen-Deletionen)
  • Deletionen oder Duplikationen einzelner Exons
  • Varianten innerhalb von Pseudogenen
  • die analytische Sensitivität kann geringer ausfallen werden, wenn die DNA nicht von amedes genetics extrahiert wurde

Laboranforderung

  • Die in grün gezeigten Gene sind kuratiert und werden als Gen-Panel untersucht. Eine Erweiterung des Panels (blau gezeigte Gene, jeweils ebenfalls kuratiert) kann auf Anfrage erfolgen. Sofern unter "Erweitertes Panel" ein Minuszeichen angezeigt wird, sind nur Core-/Basis-Gene verfügbar.

  • Für die Anforderung einer genetischen Untersuchung senden Sie uns bitte die Krankheits-ID auf einem Überweisungsschein. Bitte die Material-Angabe beachten.

  • Für privat versicherte Patienten empfehlen wir einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenversicherung.

  • Die Untersuchung wird auch für Selbstzahler angeboten.